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[Translate to English:] Corpus der barocken Deckenmalerei
in Deutschland (CbDD)

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Dissertationsprojekt:

Ke Ma M.A.

Mapping Chinoiserie. Der chinoise Sammlungsraum in deutschen Schlossbauten, 1650–1800 (AT)

Betreuer: Prof. Dr. Stephan Hoppe

Das Forschungsobjekt der Dissertation ist das chinoise Prunkkabinett in barocken Schlossbauten in Deutschland. Die als „chinesisches Zimmer“, „chinesisches Kabinett“ oder „indianisches Kabinett“ bezeichnete Räumlichkeit ist von Materialien mit (ost-)asiatischen Bezügen dominiert und bildet ein überfülltes, bizarres Dekorationssystem. Ursprünglich von der Kunst- und Wunderkammer abgeleitet, weisen diese Kabinette den Charakter des Sammlungsraums auf - eine Art Spezialsammlung mit dem Konzept, asiatische Sammlungsstücke in einem passenden, „asiatischen“ Ambiente zu präsentieren. Die Wand- und Deckendekoration, Möbel und Sammlungsstücke zeigen eine stilistische und konzeptionelle Einheitlichkeit. Unter der Bezeichnung „chinesisch“ kommen aber Motive chinesischer, japanischer sowie orientalischer Herkunft vor, die überarbeitet und zusammengeführt werden.

Mit der Entwicklung der „globalen Kunstgeschichte“ sowie „Material Turn“ ist die Zirkulation der (Kunst-)Objekte zwischen den Kulturen zum Forschungsthema der Kunstgeschichte geworden. Die häufigsten Elemente dieser chinoisen Dekorationsart - Porzellan, Lack, Papiertapeten - haben wichtige Rollen in Handelsbeziehungen sowie im kulturellen Austausch gespielt. Als Liebhaberstücke der Exotika-Sammlung und als merkwürdiges diplomatisches Geschenk waren die Kunstgegenstände asiatischer Herkunft seit dem 17. Jahrhundert ein bedeutender Bestandteil in höfischer Sammlungskultur. Der Aufschwung der Ostasiatika-Sammlung und die Verbreitung der Chinoiserie lassen sich auf folgende Gründe zurückführen: die Entwicklung des Fernhandels, das durch Handel veränderte Konsumverhalten (z. B. Konsum von Tee), die Vermarktung der „exotischen Ware“ sowie die Herstellung der asien-imitierenden Kunstgegenstände durch lokale Porzellan- und Lackmanufakturen. Dies hat dazu geführt, dass sich die Forschung der Chinoiserie nicht mehr auf „Stilgeschichte“ oder „Geschichte des Geschmacks“ beschränkt.

Die Dissertation zielt darauf ab, die verschiedenen Einflussfaktoren in der Entwicklung des chinoisen Interieurs zu analysieren. Die Forschung sollte auf 81 Schlossbauten in Deutschland basieren, in denen ein oder mehrere „chinesische Kabinette“ vorhanden sind, darunter auch diejenigen, die nur durch ältere Beschreibung oder Inventare nachweisbar sind. Gestützt durch archivalische Quellen sowie Bildmaterial verschiedener Art werden der Austausch und die Wechselwirkung zwischen den Höfen im Prozess des Material- und Wissenserwerbs in der Chinoiserie-Strömung verdeutlicht.